Inferioritätskomplex

Monsieur Martin, ein Hauptverantwortlicher der in Bandundu Ville aktiven NGO Bunkete, mit der ich hier zusammenarbeite, ist ein guter Gesprächspartner für heikle Themen wie Fragen des Umgangs miteinander, in dem Bitte und Danke kaum Platz haben, oder auch über den weit verbreiteten Inferioritätskomplex, den er selbst ansprach.

Es ist so wie überall auf der Welt. Die Menschen, welche sich selbst wenig wertschätzen können, treten oft arrogant auf. Sie suchen und finden Situationen, in denen sie meinen, Eindruck schinden zu können. Dies betrifft natürlich nicht nur Männer.

Ich selbst erlebe meistens viel Respekt. Vor allem die Frauen, die „Mamas“, schätzen meinen offenen Zugang und meine Bereitschaft zu Begegnung auf Augenhöhe. Manchmal befinde ich mich aber in einer Situation, in der ich mich schlecht oder abschätzig behandelt fühle. Es sind meistens Männer, welche meinen, sie hätten nun eine gute Gelegenheit, einer Weißen zu zeigen, wer hier das Sagen hätte. Endlich findet sich eine Mundele (Weiße), die nicht im Jeep mit Chauffeur herumfährt und dadurch unerreichbar ist, sondern die man einfach ansprechen kann, weil sie sich wie alle anderen auf der Straße bewegt. Ich bleibe in so einer Lage geduldig und denke mir: Okay, nun kriege ich etwas von den vielen Demütigungen, welche die Menschen hier erdulden mussten und immer noch müssen, ab. Kein Problem, das kann ich gut tragen. Und dann löst sich die Situation auch wieder auf.