Gesundheitsarbeit

Gesundheitsarbeit

Gesundheitsschulungen

Die Schulungstätigkeit an allen Standorten steht bei meinen jährlichen einmonatigen Aufenthalten an erster Stelle. Durch sie komme ich mit so vielen Personen aus unterschiedlichen Milieus in Kontakt und es ereignet sich viel gegenseitiges Lernen. Die Schulungen richten sich an Familien, insbesondere an Frauen und Mädchen, mit den Schwerpunkten Reflexologie, Körper- und Bewegungswahrnehmung und Beckenboden-Training. Obwohl Männer als Zielgruppe nicht direkt angesprochen sind, sind durchschnittlich ein Viertel bis ein Drittel Männer und Burschen bei den Schulungen dabei.

Jede Schulung hat ihre Struktur, sie ist aber immer offen für die Fragen und speziellen Anliegen der Teilnehmenden. Als besonders wertvoll ich erachte ich, wenn die Teilnehmenden untereinander ins Gespräch kommen und ihre oft divergierenden Sichtweisen austauschen. Beispielsweise, wenn es um männliche und weibliche Rollenbilder geht. Oder um Fragen zu Sexualität und sexueller Orientierung. Um das Gespräch in der Familie, um Kindererziehung …

Auf manche dringenden Nöte gelingt es, auch in Zusammenarbeit mit den Partnerinnen vor Ort, direkt zu reagieren. Immer habe ich Verbandmaterial und Propolis-Creme aus eigener Produktion dabei.

Foto: Gesundheitsschulung in Kimbanseke, in Schule der Don-Bosco-Schwestern.
Schulung in Masimanimba 2021
Schulung in Masimanimba 2021

Artemisia Annua implementieren

Malaria ist die große Geisel im gesamten südlichen Afrika. Das Leid, das durch Malaria verursacht wird, ist auch im Kongo unermesslich.

Durch den Film Das Fieber | Ein Film von Katharina Weingartner wurde ich auf die Heilwirkung des Einjährigen Beifuß, botanischer Name Artemisia Annua, aufmerksam. Meine eigene Malaria Erkrankung im März 2020 hatte mich zusätzlich sensibilisiert. Langfristiges Ziel ist, diese Heilpflanze einem möglichst großen Teil der kongolesischen Bevölkerung (wieder) als Vorbeugungs- und Heilmittel bei Malaria bekannt zu machen.

Jede Familie soll, wenn möglich, im eigenen Umfeld eine Artemisia Pflanze haben und diese direkt nutzen können. Artemisia wächst auch in einem entsprechend großen Topf beziehungsweise in einer der gebräuchlichen Einkaufstaschen aus gewebtem Kunststoff, für die Familien in den Städten und Slums, die kein Stückchen Erde um sich haben.

2021 hatte ich Artemisia Tee und Samen dabei, und vor Ort konnte ich Artemisia Pflanzen in einem botanischen Garten der Don Bosco Salesianer außerhalb von Kinshasa erwerben und an Projektpartnerinnen verteilen. Die Schulungen erweiterte ich um das Thema Malaria und um die Bedeutung von Artemisia Annua zur Vorbeugung und Behandlung.

Artemisia annua Pflanzung
Einwässern
Schutz vor Tieren

Errichtung eines Reflexologie-Zentrums in Kinshasa

Fuß-Reflexzonen-Massage ist ein wichtiger Inhalt in den Gesundheitsschulungen. Sie ist ein Werkzeug, um bei verschiedensten Beschwerden sich selbst und den Familienmitgliedern zu helfen. Dies ist in einem Land, wo Gesundheitsleistungen kostenpflichtig sind, eine große Hilfe zur Selbsthilfe.

Solange Labila, meine Mitarbeiterin und Assistentin, ist aus eigener Initiative dabei, einen Ort zu schaffen, an dem Fuß-Reflexzonen-Massage und andere Formen der Gesundheitsförderung professionell angeboten werden. Sie kann in all den Zeiten, die ich nicht vor Ort bin, mit weiteren gut Ausgebildeten eine Anlaufstelle für Interessierte bilden und so für Kontinuität sorgen. Für mich selbst ist es hilfreich, einen Arbeitsort zu haben, wenn ich in Kinshasa bin. Das Projekt benötigt eine Anschub-Finanzierung und sollte sich in der Folge selbst erhalten.

Wo liegt die Relevanz meiner Schulungen für die Menschen im Kongo?

Wo liegt die Relevanz meiner Schulungen für die Menschen im Kongo?

Die Schulung hatte ich ursprünglich für eine bestimmte Zielgruppe, nämlich Frauen und Mädchen, die sexualisierte Gewalt hatten erleiden müssen, konzipiert.

Es stellte sich heraus, dass die angebotene Mischung aus

  • Körperwahrnehmung und grundlegende Informationen über die physiologische und anatomische Funktion des Körpers (Kinaesthetics),
  • aktiver und praktischer Gesundheitsvorsorge und Hilfe (Fuß-Reflexzonenmassage) und
  • Sexualität (Kenntnis und Aktivierung des Beckenbodens)

für jede Frau ob jung oder alt, ob mehr oder weniger traumatisiert, von Bedeutung ist. Jedenfalls war die Resonanz überwältigend.

Auch Männer nahmen an allen Orten an den Schulungen teil und zeigten großes Interesse und auch Offenheit für die Inhalte.

Im besten Fall ermöglicht so eine Schulung den Austausch und Dialog über so heikle Themen wie Fortpflanzung, Verhütung, sexuell übertragbare Krankheiten und sexuelle Lust nicht nur für die Frauen, sondern auch zwischen Partnern und in Familien.

Ich gehe davon aus, dass solche Schulungen, entsprechend weiter entwickelt und auf lange Sicht gesehen, einen Beitrag leisten können, um manche der großen Probleme in der kongolesischen Gesellschaft zu thematisieren:

  • Den mangelnden Respekt Frauen und Mädchen gegenüber, welcher einhergeht mit dem Druck auf Burschen und Männer, sich „stark“ zu zeigen
  • Das strikte Delegieren der familialen und hauswirtschaftlichen Arbeit an die Frauen
  • Die permanente Bedrohung und Gewalt vor allem gegenüber Frauen und Mädchen
  • Die vielen „filles-mères“, also sehr junge Mütter, die kaum für sich und ihre Kinder sorgen können

Die Berichte mancher Schulungsteilnehmerinnen über den Erfolg einer Maßnahme bei Familienmitgliedern, aber auch manche respektvollen Rückmeldungen von Männern, die von ihren Frauen eine Behandlung bekommen hatten, lassen mich annehmen, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liege.

Die Frauen sind stolz auf sich selbst, weil sie etwas Nützliches gelernt haben, das sie selbst stärkt und ihre Stellung in der Familie aufwertet. Und die Männer erleben ihre Frauen als kompetent und selbstbewusst. Das könnte eine hilfreiche Dynamik für Entwicklung schon in der Familie in Gang setzen.

An den Schulungen nehmen 20 Personen bis 120 Personen teil. Eine so große Zahl an TeilnehmerInnen gelingt nur mit einem guten Team.

 

Gesundheitsbildung für Frauen und Familien

Gesundheitsbildung für Frauen und Familien

Seit viereinhalb Jahren bin ich in Kontakt mit der Nichtregierungsorganisation „Collectiv des Associations pour le Devéloppement, CAD“ in der Demokratischen Republik Kongo.

CAD ist eine Plattform für verschiedene Gruppierungen, welche die Lebensumstände von besonders verletzlichen Teilen der Bevölkerung verbessern wollen. Dazu gehören vor allem (elternlose) Kinder, Behinderte, und Frauen und Mädchen, die Opfer von sexualisierter Gewalt wurden.

Zur Unterstützung einer Zielgruppe von CAD, Frauen und Mädchen, die körperliche und sexualisierte Gewalt erleiden mussten, entwickelte ich ein Konzept zur Gesundheitsbildung. Frauen und Mädchen sollten ihren Körper wieder als zu ihnen gehörig, auch als Quelle der Freude und des Stolzes wahrnehmen und erfahren können. Und sie sollten ihren Körper in seinen Funktionen besser verstehen lernen. Zudem sollten sie mit Hilfe der Fuß-Reflexzonen-Massage in der Lage sein, sich bei einfachen gesundheitlichen Beschwerden selber beziehungsweise innerhalb der Familie oder unter Freundinnen gegenseitig zu helfen.

An der siebenteiligen Schulung im sehr armen Stadtteil Masina-Pasqual in Kinshasa, die ich schließlich im Februar 2016 in zwei parallelen Gruppen hielt, nahmen gut vierzig Frauen und Mädchen teil. Das Lernangebot bestand aus dem Kennenlernen des Beckenbodens, aus den Grundlagen der Fuß-Reflexzonen-Massage und aus den Grundlagen von Kinaesthetics.

Bei der Schulung unterstützten mich die Schulungsteilnehmerinnen von meinem ersten Aufenthalt. Die Ärztinnen konnten gesundheitliche Zusammenhänge detailliert und in der Muttersprache Lingala erklären. Bei den praktischen Übungen und Erfahrungen brauchte es mehrere Personen, um die Teilnehmenden gut zu begleiten.

Die Relevanz der Schulung, die ich im Februar 2016 in Masina gegeben hatte, hatte sich bei anderen Mitgliedern von CAD herumgesprochen, und sie wünschten auch so eine Schulung.

Nach intensiven Vorbereitungen mit den Kontaktpersonen vor Ort konnte ich im Frühjahr 2018 an insgesamt sechs Orten und Städten in den Provinzen Baskongo und Bandundu ganztägige Schulungen für die Mitglieder der einzelnen Assoziationen geben.

Im Wesentlichen haben alle Assoziationen vor Ort dieselben Anliegen: Die Lebensbedingungen für die Ärmsten zu verbessern. Das sind elternlose Kinder, mangelernährte Kinder und Kinder ohne Möglichkeit für Schulbildung, Kranke, Behinderte, Vergewaltigte, alleinstehende junge Mütter und Witwen ohne Erwerbsperspektive, und weitere Mittel- und Rechtlose.

Aufgrund der Spende von € 3.000.- der Grünen Freistadt konnte jede dieser Assoziationen in ihrer Arbeit finanziell unterstützt werden.

Waisenhaus in Moanda

Frauen-Kooperative in Mampu: Ca. 20 Frauen bearbeiten gemeinsam 15 ha Land.
Krankenhaus Tshakala Mbewa: Dr. Ulrich bringt sich bei der Schulung aktiv ein. Krankenhaus Tshakala Mbewa: Das Krankenhaus erhielt ein Blutzuckermessgerät, eine manuelle Zentrifuge für Blutuntersuchungen und chirurgische Geräte aus Freistadt.
Soziale Bildungsarbeit in Masi Manimba: Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Behinderten.
Schule in Masi Manimba
Hilfe für mangelernährte Kinder in Masi Manimba: Die beiden Frauen bereiten aus regionalen Produkten Spezialnahrung für mangelernährte Kinder.