Wo liegt die Relevanz meiner Schulungen für die Menschen im Kongo?

Die Schulung hatte ich ursprünglich für eine bestimmte Zielgruppe, nämlich Frauen und Mädchen, die sexualisierte Gewalt hatten erleiden müssen, konzipiert.

Es stellte sich heraus, dass die angebotene Mischung aus

  • Körperwahrnehmung und grundlegende Informationen über die physiologische und anatomische Funktion des Körpers (Kinaesthetics),
  • aktiver und praktischer Gesundheitsvorsorge und Hilfe (Fuß-Reflexzonenmassage) und
  • Sexualität (Kenntnis und Aktivierung des Beckenbodens)

für jede Frau ob jung oder alt, ob mehr oder weniger traumatisiert, von Bedeutung ist. Jedenfalls war die Resonanz überwältigend.

Auch Männer nahmen an allen Orten an den Schulungen teil und zeigten großes Interesse und auch Offenheit für die Inhalte.

Im besten Fall ermöglicht so eine Schulung den Austausch und Dialog über so heikle Themen wie Fortpflanzung, Verhütung, sexuell übertragbare Krankheiten und sexuelle Lust nicht nur für die Frauen, sondern auch zwischen Partnern und in Familien.

Ich gehe davon aus, dass solche Schulungen, entsprechend weiter entwickelt und auf lange Sicht gesehen, einen Beitrag leisten können, um manche der großen Probleme in der kongolesischen Gesellschaft zu thematisieren:

  • Den mangelnden Respekt Frauen und Mädchen gegenüber, welcher einhergeht mit dem Druck auf Burschen und Männer, sich „stark“ zu zeigen
  • Das strikte Delegieren der familialen und hauswirtschaftlichen Arbeit an die Frauen
  • Die permanente Bedrohung und Gewalt vor allem gegenüber Frauen und Mädchen
  • Die vielen „filles-mères“, also sehr junge Mütter, die kaum für sich und ihre Kinder sorgen können

Die Berichte mancher Schulungsteilnehmerinnen über den Erfolg einer Maßnahme bei Familienmitgliedern, aber auch manche respektvollen Rückmeldungen von Männern, die von ihren Frauen eine Behandlung bekommen hatten, lassen mich annehmen, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liege.

Die Frauen sind stolz auf sich selbst, weil sie etwas Nützliches gelernt haben, das sie selbst stärkt und ihre Stellung in der Familie aufwertet. Und die Männer erleben ihre Frauen als kompetent und selbstbewusst. Das könnte eine hilfreiche Dynamik für Entwicklung schon in der Familie in Gang setzen.

An den Schulungen nehmen 20 Personen bis 120 Personen teil. Eine so große Zahl an TeilnehmerInnen gelingt nur mit einem guten Team.