„Donne-moi café“, donne-moi dies und jenes. Das klang für mich oft wie ein brüskes „gib her“ oder „her damit“.
Als bei der Schulung in Bandundu Ville immer wieder Personen auftauchten, die sich einfach dazu setzten, ohne Erklärung, warum sie erst zum zweiten oder dritten Termin kommen, oder warum sie stark zu spät kommen, sprach ich dieses Verhalten an. Ich fragte nach, wie sie dazu kämen, überhaupt teilzunehmen, wer sie zur Schulung eingeladen hätte, und warum sie sich nicht präsentierten und von selbst erstens den Grund ihres späten Einstiegs erklärten und mich zweitens um Erlaubnis fragten, ob eine Teilnahme überhaupt möglich sei. Dies rief Verwunderung und Betretenheit bei den Betroffenen hervor, und auch Unverständnis, wie mir schien.
Schließlich erklärte eine Teilnehmerin seufzend: „Ja, das ist unsere Sprache. In Lingala gibt es kein Danke und Bitte“. Auch eine Frageform nach dem Motto: „Ist es möglich, dass“, oder „Kann ich“, oder „Können Sie, kannst du“ ist unüblich.
Wenn man was will, gibt es als Mitteilungs- und Ausdrucksform nur den Imperativ. Entsprechend prägt dies das Verhalten der Menschen und den Umgang miteinander.
Französisch und Lingala sind im Kongo die Verkehrssprachen, sie werden von fast allen mehr oder weniger gut beherrscht wird. Im Französischen gibt es selbstverständlich s´il vous plait, und merci, und die Möglichkeit sich höflich auszudrücken. Aber diese Tatsache wird gedanklich nicht auf Lingala übertragen, sondern im Gegenteil. Der Imperativ schlägt auch im Französischen durch.
Mir viel auf, dass gerade die jungen Männer mit einigem Zorn auf meine Aufforderung, sich höflich zu erklären, reagierten. Sie vertrugen es am wenigstens, in Frage gestellt zu werden. Dies ist kein Wunder in einer Kultur, welche Frauen ganz selbstverständlich als den Männern untergeordnet betrachtet.