Projektbericht Ecole St. Hélène, Mama Fifi Bora und Mama Florence Ngunga – Verein CRPDM

Projektbericht Ecole St. Hélène, Mama Fifi Bora und Mama Florence Ngunga – Verein CRPDM

Ungewollt habe ich sechs Wochen keine weiteren Informationen über die Arbeit im Kongo geschickt. Der Grund dafür ist, dass ich nicht gesund zurückgekommen bin, sondern mit Malaria. Es ist das erste Mal, dass es mich „erwischt“ hatte, und ich wollte es nicht wahrhaben. Ich war dann vom 14. bis 24. März im Krankenhaus, und jetzt geht es mir wieder ziemlich gut. Ich kann sagen, dass die Corona-bedingte allgemeine Entschleunigung meinem eigenen Energielevel ganz gut entsprochen hat. So wurde mir die Erholung leichter gemacht.

Die Menschen im Kongo sind, so wie in praktisch allen Ländern Afrikas, und in allen Ländern weltweit mit schwachen Volkswirtschaften und wenig ausgeprägten Demokratien, von der Corona-Pandemie existentiell betroffen, im wörtlichen Sinn. Es geht bei allzu vielen um das nicht-Verhungern. Wer von der Hand in den Mund lebt, wer das, was unmittelbar durch Straßenverkauf und andere prekäre Beschäftigungen Erworbene, ebenso unmittelbar für Lebensmittel ausgibt, hungert und verliert längerfristig das Dach über dem Kopf, wenn diese Beschäftigungen auf Grund der Ausgangssperren verunmöglicht werden.

In der Folge ein kurzer Bericht über die Schule St. Hélène, über das Werk von Florence Ngunga, und über Fifi Bora, die sich um die fünf Kriegswaisen aus dem Osten des Kongo kümmert.

Ecole St. Hélène

Am 23. Februar hatte ich Besuch vom Direktor John Tshimanga und dem Koordinateur, bei uns würde man sagen Administrator der Schule, Denis Lelo. Ich war eigentlich entschlossen gewesen, der Schule keine weitere Unterstützung zu geben, nachdem sie Ende Dezember vom Kalender Projekt über 5000 Euro erhalten hatten. Ich meinte, wenn St. Hélène überhaupt nicht selbsterhaltungsfähig ist, dann muss die Schule eben geschlossen werden.

Die 5000 Euro waren im Wesentlichen für die bescheidenen Gehälter der Lehrerinnen und Lehrer und für die Renovierung der Schäden nach dem Erdrutsch im vergangenen November aufgegangen. Die entsprechenden Belege legten mir die beiden im Original vor.

Aber Denis und John standen schon wieder mit leeren Händen da, die Löhne der Lehrenden waren im Jänner und Februar noch ausständig. Sie erklärten mir glaubwürdig, dass St. Hélène nicht nur als Schule, sondern auch als eine Art soziales Zentrum in dieser besonders armen Gegend wichtig ist. Als Schulverantwortliche erfahren sie viel über die speziellen Nöte ihrer Schülerinnen und Schüler. Viele leben mit nur einem Elternteil, oder bei Großeltern, die so arm sind, dass sie die Kinder oft hungrig zur Schule gehen lassen müssen.

Da erinnerte ich mich an einen KBW Vortrag in Freistadt über das weltweite Projekt „Marys Meals“. https://www.marysmeals.at/

Wenn in St. Hélène alle Schulkinder täglich eine einfache warme Mahlzeit bekommen würden, würde dies die Schule enorm aufwerten, und die allergrößte Not der Kinder und Familien würde wirksam gelindert. Mit dieser Perspektive entschloss ich mich, ihnen 3000 Dollar für die Löhne der Lehrenden und andere dringende Ausgaben zu geben.

Wir vereinbarten, dass John und Denis einen Plan erstellen werden, wie und zu welchen Kosten sich so ein Basisprojekt verwirklichen ließe. Leider ist durch die Corona-Ausgangsbeschränkungen, die zur gleichen Zeit wie bei uns gestartet hatten, derzeit alles auf Eis gelegt.

Mama Fifi Bora

Mit meiner finanziellen Hilfe hatte Mama Fifi ein kleines Restaurant ganz in der Nähe ihrer Wohnung eröffnet. Genau als die Einrichtung und auch genügend Lebensmittelvorräte und die Lizenz zum Betreiben des Restaurants erworben waren, wurde das „confinement“, also die Ausgangssperre ausgerufen. Somit ist die wirtschaftliche Selbständigkeit schon wieder vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Das ist sehr frustrierend. Die drei Schwestern von Rosette und Sagesse, Dada, Furaha und Princess sind immer noch im Osten, weil ja auch die Reisemöglichkeiten gecancelt sind.

Mama Florence Ngunga – Verein CRPDM

Mama Florence war für mich immer einfach die Betreiberin der Crèche gewesen. Erst jetzt, als wir auf der Farm fünf Tage zusammen waren, erfuhr ich mehr über ihr langfristiges humanitäres Engagement für die Allerärmsten.

Schon 1996 hatte sie den Verein CRPDM (Cercle Pour la Récupération des Personnes Défavorisées et Marginalisées, = Vereinigung für die Wiederherstellung von benachteiligten und an den Rand gedrängten Personen) gegründet. Es ging und geht um die Hilfe für verstoßene und verlassene Kinder, für chronisch Kranke, Witwen, junge Mütter, Behinderte, Vergewaltigte.

CRPDM ist an insgesamt vier Orten aktiv. Der erste ist ihr eigenes Haus in Masina Pasquale, die Crèche. Am zweiten Ort, der Farm, hatte ich diesmal nachmittags Schulungen gehalten und vormittags bei der Erdnuss Ernte mitgearbeitet. 2004 hatte Florence ein Stück Land auf dem Plateau von Bateke ihrem Verein verliehen und dort die Farm aufgebaut. Einerseits bietet sie einigen Witwen sowie einer jungen Mutter mit zwei Kindern Unterkunft und Arbeit, in der Haupt-Erntezeit arbeiten dort auch Studenten, die sich ihr Studiengeld verdienen; andererseits finanziert sie mit dem Ertrag der Farm so gut es geht ihre weiteren Aktivitäten.

Leider ist Florence derzeit sehr krank. Nur wenige Tage nachdem sie das Krankenhaus, wo sie wegen Malaria behandelt worden war, verlassen hatte (ich hatte davon berichtet), musste sie wegen Lähmungserscheinungen an beiden Beinen wieder ins Krankenhaus. Nach einer MRT Untersuchung wurde ihr eine Operation an der Wirbelsäule nahegelegt. Dies wäre aber eine untragbare finanzielle Belastung. Derzeit wird sie mit Medikamenten, Physiotherapie und Reflexzonenmassage behandelt. Besserung stellt sich nur langsam ein. Das macht mir große Sorgen. Viele Projekte, die sie beispielsweise auf der Farm verwirklichen wollte, wie der Aufbau von Imkerei, ein eigener Stall samt Auslauf für die Hasenzucht und andere Investitionen, die den Ertrag steigern sollen, sowie die Erweiterung der äußerst bescheidenen Wohnmöglichkeiten für die ständig dort lebenden Personen, stehen still.

Die Kinder der Crèche, die bei ihr im Haus leben, sind traurig und eingeschüchtert. Sie wissen und fühlen, dass von Mama Florences Befinden ihre eigene Sicherheit abhängt.

Die Bilder im Anhang zeigen mich auf der Farm beim (symbolischen) Übernehmen der Dankes-Gaben am Kursende, bei der Erdnussernte in Gesellschaft des kleinen Merdi und seiner noch kleineren Schwester Dorcas, und beim Unterrichten.

 

Zu Besuch bei Fifi, Rosette und Sagesse

Zu Besuch bei Fifi, Rosette und Sagesse

Garde Malade

Am Freitag 28. 2., einen Tag vor dem Heimflug, lernte ich ein Vorzeige-Krankenhaus im Zentrum von Kinshasa, das mit kanadischer Hilfe errichtet worden war, von innen kennen. Mama Florence, die Leiterin der Crèche, mit der ich diesmal sehr viel zusammengearbeitet und Zeit verbracht hatte, war am frühen Morgen in das Privatkrankenhaus wegen Malaria eingeliefert worden. Florence ist Diabetikerin, und ein Malaria Anfall bringt sie in eine kritische Phase. Im Dezember war sie, ebenfalls nach einem Malaria-Anfall, in einem Vorort-Krankenhaus nicht gut auskuriert worden. Deshalb wählte man diesmal die wohl teure, aber spezialisierte Klinik.

Im Kongo kann man nicht allein in ein Krankenhaus gehen, man braucht eine „garde malade“, eine Krankenbegleiterin oder Betreuerin meist aus der eigenen Familie, welche sich um die Körperpflege und um das Essen und sonstigen persönlichen Bedarf kümmert. Das Krankenhaus stellt die medizinische Versorgung bereit, sonst nichts. Was macht jemand, wer niemanden hat? Diese meine Frage löst Achselzucken aus. So jemand hat Pech gehabt. Wer sollte ihn oder sie hinbringen? Wer die Rechnung bezahlen? „Irgendwen gibt es immer“. Oder man kommt halt erst gar nicht hinein. Und stirbt daheim oder auf der Straße.

Die Garde Malades schlafen auf einer mitgebrachten Matratze oder auf Bänken oder einfach auf dem Boden. Manche Krankenhäuser haben Küchen, ähnlich wie auf Campingplätzen, wo die Begleitpersonen für sich und die kranke Person was zubereiten können. Die weniger schicken Krankenhäuser in der Peripherie und auf dem Land sind von Straßenküchen umgeben, in denen das Essen gekauft werden kann.

Florence wurde von ihrer Tochter Dorcas begleitet. Ich kam später dazu und brachte Essen und Trinken und anderes dringend Benötigtes. Florence ging es nicht gut und Dorcas hätte sie nicht allein lassen können.

Wie gesagt, das Krankenhaus war in Bezug auf die medizinische Versorgung, Bausubstanz und Ausstattung tadellos. Florence lag in einem klimatisierten Einzelzimmer und das Personal wirkte kompetent und bemüht.

Für mich war Florences` plötzliche schwere Erkrankung ein Schock. Drei Tage vorher waren wir noch zusammen und hatten vieles besprochen, wir waren nicht fertig geworden und sie wollte vor meiner Abreise noch mal zu mir kommen.

Seit Sonntagabend ist Florence wieder daheim und noch rekonvaleszent. Den weiteren Austausch werden wir über WhatsApp machen, wenn sie dann wieder gesund ist!

Unterschenkel-Wunde bei Soeur Alphonsine

Die Wundversorgung bei Soeur Alphonsine ist ein voller Erfolg! Gottseidank! Mit der neuen Wundauflage, aber vor allem mit der Förderung der venösen Blutzirkulation mit Hilfe des Unterschenkel-Kompressionsverbandes hat sich der Zustand der Wunde stark verbessert. Sie verkleinert sich vom Rand her, wird flacher und ist ohne Geruch. Sr. Alphonsine fühlt sich insgesamt wohler, sie kann schmerzfrei gehen. Sie ist unglaublich froh und dankbar für diese spürbare Verbesserung und sie hat Hoffnung auf komplette Heilung.

Die drei Schwestern aus dem Osten des Kongo

Die nächste Geschichte hat im weiteren Sinn auch mit einer garde malade zutun.

Aber der Reihe nach.

Es geht um Rosettes und Sagesse´s Schwestern, die 17jährige Dada, die 15jährige Furaha und die 11jährige Princesse. Die fünf Geschwister waren nach der Ermordung der Eltern während des Krieges im Ost-Kongo 2012 getrennt worden. Dada, Furaha und Princesse waren nördlich von Goma in der Region Walikale gestrandet. Dort hatten sie auf Grund der Armut, aber vor allem wegen des unablässigen Rebellen-Terrors keine Gelegenheit zum Schulbesuch.

Als ich am Samstag 22. 2. von der Farm zurückkam – dort war ich ohne Telefon- und Internet-Verbindung – hatte ich erwartet, von der glücklichen Ankunft der drei Schwestern zu hören, was nicht der Fall war. Ich war beunruhigt und vermutete schon, das Geld für die Flüge sei anderweitig verwendet worden …  Auch Mama Fifi, die Pflegemutter von Rosette und Sagesse, hegte diese Befürchtung, wie sie mir später mitteilte.

Tatsächlich aber ist Dadas Gesundheitszustand sehr schlecht. Sie hatte Tag und Nacht geweint wegen Schmerzen im Bauch, erzählte mir Rosette. Ein Gynäkologe in Goma empfahl die Behandlung in der Klinik Panzi in Bukavu, die eine Tagesreise von Goma entfernt ist. In dieser Klinik werden Frauen, die durch sexualisierte Gewalt oft schwerste Verletzungen erlitten, kostenlos und umfassend behandelt. Doktor Denis Mukwege, der Gründer der Klinik, erhielt für seinen unermüdlichen Einsatz für das Bekanntmachen und für das Ächten von Vergewaltigung als Kriegswaffe 2018 den Friedensnobelpreis.

https://www.panzifoundation.org/dr-denis-mukwege/

Dadas Tante Baderha, welche die Schwestern aufgenommen hatte, begleitete Dada in die Klinik nach Bukavu und bleibt als garde malade bei ihr. Mama Baderha ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern, dazu kommen jetzt die jüngeren Schwestern von Dada. Wenn sie in Bukavu ist, ist die Familie ohne Einkommen. Die tüchtige Mama Fifi hat erstmal finanziell ausgeholfen.

Rosette und Sagesse waren sehr traurig darüber, dass sie nun weiter auf ihre Schwestern warten müssen. Aber natürlich sehen sie ein, dass die Behandlung in Bukavu die beste Lösung ist.

Das Foto zeigt Mama Fifi, Rosette, Sagesse und mich.
Das Foto zeigt Mama Fifi, Rosette, Sagesse und mich

 

Geringe Glaubwürdigkeit der Wahl im Kongo am 23. 12. 2018

Geringe Glaubwürdigkeit der Wahl im Kongo am 23. 12. 2018

Für den 23. Dezember sind nach über zweijähriger Verspätung Parlaments-und Präsidentschaftswahlen in der Demokratischen Republik Kongo angesetzt. Meine Kontaktpersonen in Kinshasa berichten von großer politischer Spannung, die den sowieso schwierigen Alltag zusätzlich belastet. 

Bereits seit 17 Jahren bekleidet Joseph Kabila das Präsidentenamt in der DR Kongo. Kabila Junior folgte 2001 seinem Vater Laurent Desiré Kabila nach, der 1997 den Langzeit-Diktator Mobutu Sese Seko mit Hilfe des jetzigen ruandischen Präsidenten Paul Kagame vertrieben hatte. Kabila Senior fiel 2001 einem bis heute ungeklärten Attentat zum Opfer. 

Laut Verfassung stehen einer Person zwei Amtsperioden für jeweils fünf Jahre zu. Joseph Kabila ist seit 2001 an der Macht, wurde aber erst 2006 durch eine demokratische Wahl legitimiert. Seit Dezember 2016 ist er auf illegitime Weise im Amt. In Folge dessen brach in der DR Kongo eine politische Krise mit weitreichenden humanitären und sozialen Folgen wie Hungersnöten und wiederholten bewaffneten Übergriffen mit großen Fluchtbewegungen aus. 

Moderiert durch die katholische Bischofskonferenz der DR Kongo, wurde Ende 2016 ein Abkommen zwischen Regierung und Teilen der Opposition verabschiedet, welches die Durchführung von freien und fairen Wahlen bis Ende 2017 vorschrieb. Viele Punkte des Abkommens und vor allem den vereinbarten Wahltermin hielt die Regierung Kabila nicht ein. 

Die Wahlkommission der DR Kongo, die eigentlich unabhängig sein sollte, versagte aussichtsreichen Kandidaten der Opposition teilweise die Registrierung als Kandidat oder hinderte Kandidaten gleich an der Einreise in das Land. Am letzten Tag der Registrierungsphase präsentierte Kabila mit Emmanuel Ramazani Shadary den Kandidaten, der ihm selber lieb ist, der aber sicher nicht den dringend notwendigen und von den Menschen geforderten Wandel bringen wird.

Seit 2016 sind im Kongo die Versammlungs-, Meinungs- und Pressefreiheit zunehmend eingeschränkt. Die kongolesische Polizei begegnete selbst friedlichen Demonstrationen der Opposition mit Gewalt. Unter diesen Bedingungen haben Kandidaten der Opposition nur geringe Chancen. Entsprechend gering ist die Glaubwürdigkeit dieser Parlaments- und Präsidentschaftswahlen. Dies ist gefährlich, weil die tiefe Frustration, welche viele Menschen empfinden, in offene Gewalt und Gegengewalt umschlagen kann. Neue Ausbrüche von Gewalt aber spielen der Regierung Kabila in die Hand, die sich gerne als die einzige nationale Ordnungskraft inszeniert.

Mehr Informationen: Ökumenisches Netz Zentralafrika
https://www.dw.com/de/demokratische-republik-kongo-vor-den-wahlen-wächst-die-angst/a-46742026


Congo-Stars im Kunsthaus Graz

Congo-Stars im Kunsthaus Graz

Noch bis 29.1.2019 ist die Ausstellung Congo-Stars im Kunsthaus Graz zu sehen, am 30. und 31.12.2018 sogar bei freiem Eintritt. Congo Stars zeigt populäre Malerei von den 1960er-Jahren bis heute Seite an Seite mit zeitgenössischer Kunst, die sich anderer Medien bedient.

Congo Stars im Kunsthaus Graz zeigt auch historische und aktuelle Beziehungen zwischen der Steiermark, Österreich und dem Kongo. Die Verbindungen reichen bis in die Anfänge der Staatsgründung 1961. Beispielsweise haben österreichische Professoren über 20 Jahre an der Académie des Beaux-Arts in Kinshasa unterrichtet.

Wer die Ausstellung nicht besuchen kann, kann hier eine Beschreibung und ein Video ansehen.
https://www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz/ausstellungen/ausstellungen/events/event/6880/congo-stars

Bildquelle: Moke, „Nganda Moke“, 1992, Collection Lucien Bilinelli, Bruxelles/Milan, Kunsthaus Graz

Präsentation des Vereins „Elikiá – Hoffnung für den Kongo“ am 22. November 2018

Präsentation des Vereins „Elikiá – Hoffnung für den Kongo“ am 22. November 2018

Do 22. November 2018, 19:00, im Brauhaus (Keller) Freistadt

An diesem Abend stellt sich der neue Verein Elikiá – Hoffnung für den Kongo vor. Der Verein unterstützt Selbsthilfe-Projekte im Kongo. Hermine Moser berichtet von ihrem letzten Kongo-Aufenthalt und den Gesundheits-Schulungen, die sie seit fünf Jahren vor Ort hält.

Wir zeigen kongolesische Textilien, Keramiken und Holzarbeiten, die Sie gegen eine freiwillige Spende erwerben können.

Es besteht die Möglichkeit, sich über den Verein zu informieren und dem Verein beizutreten.

Benefiz-Veranstaltung „Lustiges Allerlei zum Schmunzeln“ am 10. November 2018

Der Freistädter Wolfgang Handlbauer liest und spielt Lustiges Allerlei zum Schmunzeln (oder Lachen) im MÜK, in der Samtgasse in Freistadt.

Samstag, 10. November 2018, um 18 Uhr. Der Eintritt beträgt: 9 € , der Reinerlös der Veranstaltung kommt dem Projekt „Ein Haus für 100 Kinder“ des Vereins Elikiá – Hoffnung für den Kongo zugute.

http://www.muehlviertel-kreativ.at/programm/allerlei-lustiges/

Wo liegt die Relevanz meiner Schulungen für die Menschen im Kongo?

Wo liegt die Relevanz meiner Schulungen für die Menschen im Kongo?

Die Schulung hatte ich ursprünglich für eine bestimmte Zielgruppe, nämlich Frauen und Mädchen, die sexualisierte Gewalt hatten erleiden müssen, konzipiert.

Es stellte sich heraus, dass die angebotene Mischung aus

  • Körperwahrnehmung und grundlegende Informationen über die physiologische und anatomische Funktion des Körpers (Kinaesthetics),
  • aktiver und praktischer Gesundheitsvorsorge und Hilfe (Fuß-Reflexzonenmassage) und
  • Sexualität (Kenntnis und Aktivierung des Beckenbodens)

für jede Frau ob jung oder alt, ob mehr oder weniger traumatisiert, von Bedeutung ist. Jedenfalls war die Resonanz überwältigend.

Auch Männer nahmen an allen Orten an den Schulungen teil und zeigten großes Interesse und auch Offenheit für die Inhalte.

Im besten Fall ermöglicht so eine Schulung den Austausch und Dialog über so heikle Themen wie Fortpflanzung, Verhütung, sexuell übertragbare Krankheiten und sexuelle Lust nicht nur für die Frauen, sondern auch zwischen Partnern und in Familien.

Ich gehe davon aus, dass solche Schulungen, entsprechend weiter entwickelt und auf lange Sicht gesehen, einen Beitrag leisten können, um manche der großen Probleme in der kongolesischen Gesellschaft zu thematisieren:

  • Den mangelnden Respekt Frauen und Mädchen gegenüber, welcher einhergeht mit dem Druck auf Burschen und Männer, sich „stark“ zu zeigen
  • Das strikte Delegieren der familialen und hauswirtschaftlichen Arbeit an die Frauen
  • Die permanente Bedrohung und Gewalt vor allem gegenüber Frauen und Mädchen
  • Die vielen „filles-mères“, also sehr junge Mütter, die kaum für sich und ihre Kinder sorgen können

Die Berichte mancher Schulungsteilnehmerinnen über den Erfolg einer Maßnahme bei Familienmitgliedern, aber auch manche respektvollen Rückmeldungen von Männern, die von ihren Frauen eine Behandlung bekommen hatten, lassen mich annehmen, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liege.

Die Frauen sind stolz auf sich selbst, weil sie etwas Nützliches gelernt haben, das sie selbst stärkt und ihre Stellung in der Familie aufwertet. Und die Männer erleben ihre Frauen als kompetent und selbstbewusst. Das könnte eine hilfreiche Dynamik für Entwicklung schon in der Familie in Gang setzen.

An den Schulungen nehmen 20 Personen bis 120 Personen teil. Eine so große Zahl an TeilnehmerInnen gelingt nur mit einem guten Team.

 

Hintergründe für die teilweise extreme Armut eines großen Teils der Bevölkerung

Hintergründe für die teilweise extreme Armut eines großen Teils der Bevölkerung der Demokratischen Republik Kongo

Um die heutige Situation des Kongo ein wenig zu verstehen, braucht es einen Rückblick auf die belgische Kolonialgeschichte von den 1880er Jahren bis 1960. Sie war von brutalster Ausbeutung, Unterdrückung und Zwangsarbeit gekennzeichnet. Dieser Geschichte folgte die vollkommen überstürzte und entsprechend unglücklich verlaufende Entlassung des Landes in die Unabhängigkeit im Jahr 1960.

Es verlangt auch einen sehr kritischen Blick auf das fortwährende Ausüben von politischer und wirtschaftlicher Dominanz des ehemaligen Kolonialherrn Belgien, aber auch von Europa, den USA, und dem Internationalen Währungsfond.

Der demokratisch gewählte Ministerpräsident Patrice Lumumba wurde 1961 nach nur sieben Monaten Amtszeit unter Mitwirkung des US-Geheimdienstes nach schwerer Folterung ermordet. Dies geschah, um die wirtschaftlichen und hegemonialen Interessen Europas und insbesondere der USA zu sichern. Es folgten Jahre des Bürgerkriegs mit Sezessionsbestrebungen der an Rohstoffen besonders reichen, im Osten des riesigen Landes gelegenen Provinzen.

1965 putschte sich der Armeestabschef Joseph Mobutu Sese Seko an die Macht. Er hatte an der Ermordung Lumumbas, seinem früheren Mitkämpfer für die Unabhängigkeit, maßgeblich mitgewirkt. Mobutus Diktatur dauerte über dreißig Jahre. Sie war geprägt von Unterdrückung, Gewalt und Willkür, Misswirtschaft und Korruption, Menschenrechtsverletzungen, dem Ausverkauf des Landes und seiner Bodenschätze. Sie führte zu einem wirtschaftlichen und sozialen Niedergang mit zunehmender Verelendung der Bevölkerung.

Mit dem Ende des kalten Krieges in den 1990er Jahren verloren die USA das Interesse, den Diktatur Mobutu weiter an der Macht zu halten. Der Genozid an den Tutsis im Nachbarland Ruanda 1994, der große Flüchtlingsströme in den Ost Kongo nach sich zog, verzögerte jedoch die  von den USA „genehmigte“ Entmachtung Mobutus. Der Kongo (unter Mobutu „Zaire“) wurde in einen Strudel kriegerischer Ereignisse vor allem im Osten des Landes, der an Uganda, Ruanda und Burundi angrenzt, hineingerissen.

Der Sturz Mobutus 1997 durch Laurent Desiree Kabila führte zu keiner Stabilisierung des Landes. Bis weit über die Jahrtausendwende dauerte der in mehreren Etappen verlaufende „Erste afrikanische Weltkrieg“ mit von der UNO geschätzten vier Millionen Toten. Er hatte unglaubliches und anhaltendes Leid, Vergewaltigungen und Massaker an der  Zivilbevölkerung gebracht und dauert bis zur Gegenwart an.

Quelle: Van Reybrouck, David (2013) Kongo Eine Geschichte. Suhrkamp Taschenbuch 4445

Nach der Ermordung Laurent Kabilas im Jahr 2001 durch einen Leibwächter übernahm Kabilas Sohn Joseph Kabila die Regierungsgeschäfte. Mit Unterbrechungen herrscht er bis Ende 2018 als gewählter, jedoch sehr umstrittener Präsident. Seine Regierungszeit ging mit Ende 2016 zu Ende. Leider weigerte sich Kabila, Wahlen zuzulassen. Laut Verfassung darf er kein weiteres Mal kandidieren. Die Situation ist im ganzen Land aus diesem Grund sehr angespannt, mit immer wieder kehrenden Ausbrüchen von Gewalt. Diese Stimmung konnte ich bei meinen beiden Aufenthalten 2016 und 2018 in Kinshasa deutlich wahrnehmen.

Auf Grund des fast völligen Fehlens staatlicher Gesundheits-, Bildungs- und Sozialeinrichtungen werden diese Aufgaben zu einem großen Teil innerhalb der Familie, durch Selbstorganisation in größeren Zusammenhängen wie der NGO, mit der ich zusammen arbeite, von Missionen, Freikirchen und internationalen NGOs angeboten.

Nur in seltenen Fällen sind die Angebote kostenfrei. Menschen sterben an einfachen Krankheiten, wenn das Geld für die nötige Behandlung oder für eine Operation fehlt. Bildung ist ein Gut, das nur bekommt, wer dafür bezahlen kann.

Auf diese Weise ist ein großer Teil der Menschen vom wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt und von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen.

Abschließende Bemerkung

Trotz der äußerst schwierigen Lebensbedingungen erlebe ich bei vielen Kongolesinnen und Kongolesen große innere Kraft, Solidarität, Lebensmut und Lebensfreude. Dies wirkt auf mich ansteckend und gibt mir den Mut und die Kraft, meinen sehr individuellen und natürlich entsprechend punktuellen Beitrag vor Ort zu leisten.

Freistadt, im April 2018, Hermine Moser